Kaiserswerther Verband: 100 Jahre in die Zukunft

Veröffentlicht am 20.06.2016

Unter dem Motto „100 Jahre Richtung Zukunft“ hat der Kaiserswerther Verband deutscher Diakonissen-Mutterhäuser mit rund 350 Teilnehmenden und Ehrengästen aus Kirche und Diakonie sein 100. Jubiläum gefeiert.

Die Feierlichkeiten begannen am Freitag, 17. Juni, mit der jährlichen Mitgliederversammlung unter der Leitung der Vorstandsvorsitzenden des Kaiserswerther Verbandes, Oberin S. Esther Selle. Dort wurden das Jubiläumsbuch „100 Jahre Kaiserswerther Verband“ von Autor Thomas Wieke sowie eine Smartphone-App für iOS- und Android-Geräte vorgestellt. Buch und App sind über die Internetseite www.kaiserswerther-verband.de erhältlich. Das Jubiläumswochenende wurde am Abend im Evangelischen Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin eröffnet, das gleichzeitig sein 175. Jubiläum feiert. Zur Festveranstaltung lud der KWV am Samstag, 18. Juni in die Villa Elisabeth in Berlin.

„Diakonissen sind Powerfrauen für Christus“, so der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm im Podiumsgespräch mit Chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott. Die Biographien vieler langgedienter Diakonissen seien genauso beeindruckend wie die Aufbruchsstimmung unter den jüngeren Schwesternschaften und Diakonischen Gemeinschaften in Deutschland und weltweit.

In Bezug auf die europäische Flüchtlingssituation zeigte sich der EKD-Ratsvorsitzende beeindruckt vom großen Engagement vieler Freiwilliger. Von Deutschland sei eine „große Ausstrahlungskraft ausgegangen“. Dies sei durch keine rechtsradikalen Parolen zunichte zu machen. Empathie sei ein Zukunftsmodell. Es stimme zudem nicht, dass der Gemeinschaftssinn der Menschen abgenommen habe. Gemeinschaft habe sich liberalisiert: „Menschen schließen sich aus freien Stücken Gemeinschaften an.“ Dies sei für Kirche und Diakonie auch eine Chance.

"70 Diakonissen-Mutterhäuser und diakonische Einrichtungen in Deutschland, rund 50.000 Mitarbeitende in rund 50 Krankenhäusern, 100 Senioreneinrichtungen sowie Schulen, Hospize, Kindergärten und Werkstätten, 1.600 Diakonissen und 3.000 Diakonische Schwestern und Brüder", so skizzierte Zukunftsforscher Michael Opielka den Umfang der KWV-Einrichtungen in seinem Vortrag. "Zukunftsgestaltung gelingt, wenn wir alle Beteiligten mitnehmen. Sie erfordert einen partizipativen Prozess." Opielka skizzierte Trendanalysen und Szenarien für die Diakonie. "Die demographische Realität zeigt: Hilfsbedürftigkeit nimmt zu. Gleichzeitig steigt das Freiwilligenengagement. Neben den dissonanten Trends der letzten Generationen finden wir auch einen Megatrend Menschlichkeit. An ihn kann eine diakonische Zukunftsvision anknüpfen."

Nach einem Festabend im Diakonissenhaus Teltow fand das Jubiläumswochenende mit dem Rundfunkgottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Sonntag, 19. Juni, seinen Abschluss. Die Predigt hielt Matthias Blume, theologischer Vorstand des Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin.

Die Mutterhausdiakonie sei „ein Inbegriff der Nächstenliebe“, betonte Bundespräsident Joachim Gauck in seinem schriftlichen Grusswort. Der KWV sei „aus unserem gemeinschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenken“. Der Verband habe dabei verstanden, was seine Mitarbeitenden brauchen: „professionelle, zeitgemäße Strukturen und zugleich unermüdliche Bestärkung“.

Der KWV habe „die Krankenhaus- und Pflegekultur beeinflusst und maßgeblich zu einer Aufwertung und Professionalisierung des Pflegeberufs beigetragen“, betonte Prälat Dr. Martin Dutzmann, Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, in seinem Grußwort: „Die an Christus orientierte Diakonie tritt ein für eine Bildung, die nicht allein auf Fähigkeiten und Fertigkeiten setzt, sondern religiöse, soziale und ethische Aspekte einbezieht. Nicht zuletzt setzt sie sich gegenüber der Politik für entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen ein.“

Diakoniepräsident Ulrich Lilie hob die theologische Bedeutung des KWV hervor, „ihre spirituelle Kraft für das Gesamtunternehmen Diakonie und für die evangelische Kirche“. Die diakonisch-theologische Bildungsarbeit sei „gerade heute zentral“, da es gelte, „neue Formen und Formate zu entwickeln, mit denen wir unseren Glauben einladend erklären. Hier sind gerade die vielfältigen Diakonischen Gemeinschaften gefragt, ihre Spiritualität kann ausstrahlen.“

"In einer Welt, die sich in einem nie dagewesenen Wandel befindet, ist die Kultur der Nächstenliebe der Kaiserswerther Tradition mehr denn je eine sinnstiftende, attraktive Orientierung", betonte die Präsidentin der weltweiten Kaiserswerther Generalkonferenz Christa Schrauf abschließend in ihrem Grußwort. Die von den Diakonissen begründete diakonische Identität sendet Impulse in die Gesellschaft, "die den sozialen Frieden sicherstellen helfen und zu einer inklusiven Gesellschaft beitragen".


Der Kaiserswerther Verband (KWV) steht für die Wahrnehmung diakonischer Aufgaben in der evangelischen Kirche in der Tradition der Mutterhausdiakonie Kaiserswerther Prägung. Er vertritt Diakonie in der besonderen Form als Diakonie in Gemeinschaft. Seit 100 Jahren bildet der KWV ein Netzwerk der diakonischen Kompetenz und der christlichen Nächstenliebe. Er ermöglicht den Mitgliedern einen christlich orientierten Werteaustausch, vertritt die Mitglieder in unterschiedlichen politischen, kirchlichen und diakonischen Ebenen und unterstützt sie in ihrer Vernetzung. Der KWV verbindet ca. 70 diakonische Gemeinschaften und Werke in Deutschland.

Berlin/Bern, den 20. Juni 2016

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