Wolfgang Huber für Neuinterpretation des diakonischen Ethos

Veröffentlicht am 01.10.2012

Der Druck auf die Diakonie steigt, und Hilfsbedürftige werden zu Menschen zweiter Klasse gemacht, so der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber auf der Mitgliederversammlung des KWV in Berlin. Die Hilfsbereitschaft der Pflegenden muss neu in den Blick gerückt werden, so Huber.

„71 Prozent der Deutschen sind überzeugt, dass die Pflege einen zu geringen Stellenwert in der Gesellschaft hat. Doch diese 71 Prozent machen sich nicht auf den Weg, daran etwas zu ändern.“ Dies bemerkte Wolfgang Huber, ehemaliger Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD, während seines Referates auf der Mitgliederversammlung des Kaiserswerther Verbandes KWV. Leitungen der über 70 deutschen diakonischen Gemeinschaften und Werke des KWV trafen sich am 20. September im Paul Gerhardt Stift zu Berlin.

Die marktförmige Umgestaltung des Sozialstaats und die Ökonomisierung des Sozialen übten großen Druck auf die Diakonie aus, so Huber. Eine „Neuinterpretation des diakonischen Ethos“ sei nötig. Dabei müssten die Pflegenden selbst neu in den Blick gerückt werden. Im Zentrum allen diakonischen Handelns stehe die Bereitschaft, sich dem Hilfsbedürftigen zuzuwenden. Diese Bereitschaft bestehe deshalb „im Widerspruch gegen alle Tendenzen, die Schwächeren zu Menschen zweiter Klasse zu machen“, betonte Huber. Zum gelebten Ethos in der Pflege gehöre es schließlich, „dass die Gesellschaft wertschätzend mit diesem Beruf umgeht. Dazu gehört auch die angemessene Bezahlung“.

Der Kaiserswerther Verband will sich 2013 mit dem Jahresthema „Aspekte einer Kaiserswerther Unternehmenskultur“ beschäftigen, so Vorstandsvorsitzende Oberin S. Esther Selle. Dabei sollen insbesondere die Bedeutung der Berufsgruppe der Pflegenden, die Kultur der Pflege und die Pflegeausbildung in den Mitgliedshäusern diskutiert werden. Der KWV sei weiterhin stark in der Vernetzung zwischen den Häusern. Innerhalb der theologisch-diakonischen Fortbildung der einzelnen Häuser gebe es „einen regen Austausch“, so Selle.

Der Kaiserswerther Verband sei „für die Zukunft gut aufgestellt“, so Geschäftsführerin Christine-Ruth Müller in ihrem Bericht. Unter anderem sei der KWV in derzeit 22 verschiedenen Gremien vertreten. Dies spiegele „ein breites inhaltliches Spektrum der Netzwerkarbeit des Verbandes“, wider, betonte Müller. Sie habe daneben eine Reihe von Mitgliedseinrichtungen besuchen können.

Die kommende DIAKONIA-Weltversammlung unter dem Motto „Diakonie – Heilung und Segen für die Welt“ sei das kommende Großprojekt für den Verband. Vom 1.- 8. Juli 2013 werden rund 400 Dauerteilnehmende aus aller Welt im Evangelischen Johannesstift in Berlin erwartet.

Der Kaiserswerther Verband (KWV) steht für die Wahrnehmung diakonischer Aufgaben in der evangelischen Kirche in der Tradition der Mutterhausdiakonie Kaiserswerther Prägung. Er vertritt Diakonie in der besonderen Form als Diakonie in Gemeinschaft. Seit über 90 Jahren ist der KWV ein Netzwerk der diakonischen Kompetenz und der christlichen Nächstenliebe. Er ermöglicht den Mitgliedern einen christlich orientierten Werteaustausch, vertritt die Mitglieder in unterschiedlichen politischen, kirchlichen und diakonischen Ebenen und unterstützt die Mitglieder in ihrer Vernetzung. Der KWV verbindet über 70 diakonische Gemeinschaften und Werke in Deutschland.

Berlin/Bern, den 1. Oktober 2012

Medienkontakt:
Dipl. theol. Thomas Flügge, Pressesprecher
Tel.: +41.(0)31.37025-02, Fax -80
Mobil: +41.(0)79.6401902
E-mail: presse@kaiserswerther-verband.de

Kontakt:
KR Dr. Christine-Ruth Müller
Geschäftsführerin des Kaiserswerther Verbandes und Generalsekretärin der Kaiserswerther Generalkonferenz
Landhausstraße 10, 10717 Berlin, Tel. 030-8642 4170
E-mail: verband@kaiserswerther-verband.de

Foto: Raimund Müller