KWV-Oberinnentagung: "Toleranz ist ausgesprochen konfliktträchtig"

Veröffentlicht am 26.04.2013

Die Oberinnentagung des Kaiserswerther Verbandes beschäftigte sich vom 22.-24. April mit dem Themenjahr „Reformation und Toleranz“ der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Die Reformation für die Gegenwart fruchtbar machen. Mit diesem Ziel versammelten sich 35 Oberinnen und Leitende Schwestern aus den Mitgliedshäusern des Kaiserswerther Verbandes vom 22.-24. April 2013 in der Diakonissenanstalt Emmaus in Niesky.

„Reformation und Toleranz – ein Thema für Diakonische Gemeinschaften als Verknüpfung von Geschichte und eigener Gegenwart“, so der Titel der Jahrestagung unter der Leitung von Gastgeberin Oberin Sr. Sonja Rönsch. Als Referentin sprach Sr. PD Dr. Nicole Grochowina aus dem Ordenshaus der Christusbruderschaft in Selbitz.

Die Evangelische Kirche in Deutschland EKD hat das Jahr 2013 im Rahmen der Reformationsdekade von 2008-2017 zum Themenjahr „Reformation und Toleranz“ erklärt. Die modernen Konzepte von Gewissensfreiheit und Toleranz sind wesentlich auch Ergebnis der Reformation, so die EKD. „Aus der Auseinandersetzung zwischen Reformation und Toleranz ist für Leitende in der Gegenwart viel zu gewinnen“, betonte Sr. Nicole Grochowina in ihrem Referat: „Das Thema erhellt Beziehungsgeflechte, Hierarchien und Sprechweisen vom Anderen. Dies ist hilfreich für die eigene Frage nach Toleranz im Leitungsamt.“

Ausgehend von Luthers Überlegungen zur „Freiheit eines Christenmenschen“ entfaltete die Referentin Fragen nach Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht des eigenen Tuns: „Es geht um die Freiheit im Handeln und Sein – und um die Grenzen, die damit einhergehen.“ Wichtig sei der Blick auf den Anderen. Anhand der Schriften Luthers zu Juden und Andersgläubigen zeigte die Ordensschwester dabei auch ein anderes, negatives Bild von Luther auf. „Toleranz ist ausgesprochen konfliktträchtig, weil deren Umsetzung viel Arbeit erfordert – und der Erfolg geschieht nicht mit grossen Sprüngen. Das ist sehr gut bei den Reformatoren abzulesen, die am Ende von ihrer eigenen Courage etwas überrascht waren“, schloss die Referentin.

Das Thema wurde in Kleingruppen vertieft. Neben Berichten aus den Häusern stand eine Besichtigung einzelner Einrichtungen in Herrnhuth auf dem Programm. Die kommende Oberinnentagung findet 2014 in Flensburg statt.

Der Kaiserswerther Verband (KWV) steht für die Wahrnehmung diakonischer Aufgaben in der evangelischen Kirche in der Tradition der Mutterhausdiakonie Kaiserswerther Prägung. Er vertritt Diakonie in der besonderen Form als Diakonie in Gemeinschaft. Seit über 90 Jahren ist der KWV ein Netzwerk der diakonischen Kompetenz und der christlichen Nächstenliebe. Er ermöglicht den Mitgliedern einen christlich orientierten Werteaustausch, vertritt die Mitglieder in unterschiedlichen politischen, kirchlichen und diakonischen Ebenen und unterstützt die Mitglieder in ihrer Vernetzung. Der KWV verbindet über 70 diakonische Gemeinschaften und Werke in Deutschland.

Berlin/Bern, den 26. April 2013

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