Grenzen überschreiten, Gemeinschaft stärken – Kaiserswerther Generalkonferenz tagt in Dresden

Veröffentlicht am 01.07.2025

Diakonisches Handeln in einer Welt im Wandel – unter diesem Leitthema versammelten sich am 26. und 27. Juni 2025 rund 70 Teilnehmende aus Europa, Afrika, Asien und Nordamerika zur 45. Kaiserswerther Generalkonferenz in Dresden. Mit Vorträgen, praxisnahen Impulsen und Bibelarbeiten setzte die traditionsreiche Tagung starke Zeichen für soziale Innovation, Inklusion und eine menschenfreundliche Zukunft.

Die 45. Kaiserswerther Generalkonferenz stand unter dem Titel „Diaconal Engagement in a Changing World“ – ein Motto, das angesichts globaler Krisen, gesellschaftlicher Spaltungen und technologischer Umbrüche aktueller kaum sein könnte. Gastgeberin war die Ev.-Luth. Diakonissenanstalt Dresden, ein traditionsreicher Träger mit modernen Angeboten in Medizin, Pflege, Bildung und Inklusion. Zwei Tage lang diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Diakonissenhäusern, Hochschulen, Kirchen und diakonischen Netzwerken über die Herausforderungen und Chancen diakonischer Arbeit in einer sich rasant verändernden Welt.

Eröffnet wurde die Konferenz mit einem Vortrag des Sozialphilosophen Prof. Dr. Jan Skudlarek, der zur Suche nach einem neuen „Wir“ in polarisierten Gesellschaften aufrief. Gegen populistische Vereinfachungen setzte er zehn konkrete Impulse für demokratische Resilienz – von Gegenerzählungen über Netzaktivismus bis zu praktischer Solidarität mit Schwächeren. Philippe Pucheu, Generaldirektor der Diaconesses de Reuilly, betonte in seinem Beitrag die Notwendigkeit sozialer Innovation und kollektiver Verantwortung. Innovation gehört seit jeher zum Selbstverständnis der Diakonie – geprägt durch ihre tiefen Wurzeln in der Tradition der Diakonissen, wie Pucheu betont. Sie könne und müsse Menschen befähigen, ihr Leben in Würde zu gestalten – insbesondere dort, wo gesellschaftliche Systeme versagen.

Weiteres starkes internationales Profil zeigte die Konferenz mit dem Vortrag von Dottie Almoney der US-amerikanischen Deaconess Community (ELCA), die eindrucksvoll darstellte, wie Diakonie in den USA gegen Nationalismus, soziale Ausgrenzung und politische Angstnarrative Position bezieht. Auch die finnische Forscherin Dr. Jenni Spännäri, promovierte Theologin und Forschungsdirektorin bei CoHumans, rückte mit ihrem Vortrag über die „revolutionäre Kraft des Mitgefühls“ neue Perspektiven in den Fokus: Mitgefühl, so ihre These, ist nicht nur persönliche Haltung, sondern organisationsprägende Kraft – eine Quelle von Resilienz, Innovation und Sinn.

Besonderes Interesse galt dem gemeinsamen Beitrag von Prof. Dr. Birte Platow (TU Dresden) und Prof. Dr. Ralf Koerrenz (Uni Jena), die sich mit den Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf diakonische Bildungsprozesse beschäftigten. Ihre Analyse zeigte: Für die Diakonie liegt in der Technik ein großes Potenzial – entscheidend ist der verantwortungsvolle Umgang mit klaren Werten, pädagogischer Reflexion und einem Bewusstsein für Verantwortung.

OKR Dietrich Bauer, Vorstand der Diakonie Sachsen, betonte in seinem Beitrag, dass Diakonie in volatilen Zeiten mehr denn je für Gerechtigkeit, Teilhabe und Demokratie eintreten müsse. Diakonisches Handeln bedeute, Verantwortung zu leben, Vielfalt zu schützen und Hoffnung zu stiften – gerade dann, wenn gesellschaftliche Brüche zunehmen.

Die spirituelle Tiefe der Tagung wurde unter anderem in der Bibelarbeit von Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt, deutlich. Die Theologin spannte den Bogen vom biblischen Jakobstraum zu Martin Luther Kings berühmtem „I have a dream“ – einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Kraft von Visionen, die Realität verändern können. Damit schlug sie den Bogen zum Eröffnungsgottesdienst in der Diakonissenhauskirche Dresden, wo OLKR Dr. Daniel Thilo in seiner Predigt die diakonische Kirche stark machte. „Die diakonischen Einrichtungen erreichen Ihre Qualität dadurch, dass sie ihren Beruf gut ausüben und die Kraft dazu aus dem Glauben zu beziehen, der uns an die Menschen weist.“

Mit Einblicken in die lebendige Praxis der Diakonissenanstalt Dresden, Exkursionen zu sozialen Einrichtungen vor Ort und zahlreichen internationalen Begegnungen war die Generalkonferenz nicht nur ein Ort der Reflexion, sondern auch ein Raum gelebter Gemeinschaft. In Dresden wurde deutlich: Diakonie ist nicht nur Tradition – sie ist Bewegung, Innovation und ein weltweites Netzwerk im Dienst der Menschlichkeit.

Der Kaiserswerther Verband (KWV) fördert die diakonische Arbeit in der Tradition der Mutterhausdiakonie Kaiserswerther Prägung. Er stärkt die diakonische Identität und entwickelt sie weiter, schafft Räume für Austausch und Gemeinschaft und unterstützt seine Mitglieder in ihrer Vernetzung. Seit über 100 Jahren bildet der KWV ein starkes Netzwerk diakonischer Kompetenz und christlicher Nächstenliebe. Er vertritt die Interessen seiner 70 Diakonieunternehmen und Diakonischen Gemeinschaften in Gesellschaft, Kirche und Diakonie.

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Geschäftsführerin des Kaiserswerther Verbandes und Generalsekretärin der Kaiserswerther Generalkonferenz
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