Expertentagung diskutiert Lösungen für wirtschaftliche Krisen in diakonischen Unternehmen

Veröffentlicht am 25.11.2016

„In der Krise – aus der Krise. Prävention und Intervention bei wirtschaftlichen Krisen diakonischer Unternehmen.“ Mehr als 30 kaufmännische Vorstände, Verwaltungsleitende und Geschäftsführende der diakonischen Werke und Gemeinschaften des Kaiserswerther Verbandes versammelten sich zu diesem Thema am 22. und 23. November in Berlin unter der Leitung des Vorsitzenden des Rechts- und Wirtschaftsausschusses des KWV, Verwaltungsdirektor Sven Kost aus Eisenach.

Banken wirken in wirtschaftlichen Krisen ihrer diakonischen Kunden als qualitatives Regulativ, so Konrad Matyba, Direktor der KD-Bank. Sie seien erfahrene Sanierungsbegleiter und könnten entsprechende Prozesse professionalisieren. Banken hinterfragten Konzepte, gingen nur vertretbare wirtschaftliche Risiken ein und strebten an, rechtliche Fallen zu vermeiden.

„Eine vorausschauende Planung und sehr gute Bankenbewertungen können nicht verhindern, dass Ereignisse eintreten, die innerhalb kurzer Zeit eine Krise auslösen, die bis zur drohenden Zahlungsunfähigkeit führen kann“, entgegnete Thomas Kempe in seinem Erfahrungsbericht als Krankenhausdirektor und Geschäftsführer im Sozial- und Gesundheitswesen. „Je besser die Kommunikation, umso besser die Chancen einer positiven Begleitung und Unterstützung durch die Stakeholder“, so sein Fazit.

Von der Fusion als Weg aus der Krise berichtete Prof. Bernd Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung der Diakovere aus Hannover. Die ehemaligen Diakonischen Dienste Hannover mit einer Vielzahl von Einrichtungen mussten aus wirtschaftlicher Notwendigkeit einen Sanierungsprozess einleiten. Eine genaue Sanierungsplanung mit über 90 parallel laufenden Projekten konzentriert Standorte, schließt Träger zusammen und reformiert die Strukturen. Auch die Einführung einer gemeinsamen Marke sei gelungen.

Udo Beck, Geschäftsführer des Clinotel Krankenhausverbunds, stellte das Franchisesystem für Krankenhäuser als alternatives wirtschaftliches Modell vor. „Wir schaffen Mehrwert durch Wissenstransfer, Benchmarking und zentrale Dienstleistungen“, betonte Beck. Franchisenehmer blieben unter Gebietsschutz rechtlich selbständige Unternehmen mit einem definierten Leistungspaket. Ein Franchisesystem könne zur Krisenprävention eingesetzt und bei Kriseninterventionen erfolgreich genutzt werden. Es bedürfe jedoch starker Partner: „Die Umsetzung der Erkenntnisse erfolgt nicht automatisch.“

Auf die Veränderungen der diakonischen Arbeitswelt durch die Digitalisierung verwies Thomas Eisenreich, stellvertretender Geschäftsführer und Bereichsleiter Ökonomie des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland: „Die digitale Transformation erhöht die Innovationsfähigkeit und damit die Konkurrenzfähigkeit.“ Erste Schritte seien mit der digitalen Personalakte oder dem elektronischen Dienstplan schon gemacht, betonte Eisenreich, der gleichzeitig auf die ethische Sensibilität dieser und weiterer Veränderungen aufmerksam machte.

Zum Management rechtlicher und wirtschaftlicher Krisen in der Unternehmensdiakonie sprach schließlich Dr. Jörg Kruttschnitt, Vorstand Recht, Sozialökonomie und Personal der Diakonie Deutschland. Information und Ursachenforschung nach innen seien dabei ebenso wichtig wie Information und Beruhigung im Sinne einer nachhaltigen Krisenkommunikation nach aussen. Der Dialog und ein Konsens zwischen Aufsichtsgremium und Vorstand seien Voraussetzung für den Erfolg der Krisenbewältigung, betonte Kruttschnitt: „Eine Krise ist erst beseitigt, wenn sie so nicht wieder auftauchen kann, weil die Ursachen analysiert und beseitigt wurden.“

Die KWV-Verwaltungsdirektorentagung fand im Hotel Carolinenhof Berlin statt. Die kommende Tagung ist geplant für den 22. und 23. November 2017.

Der Kaiserswerther Verband (KWV) steht für die Wahrnehmung diakonischer Aufgaben in der evangelischen Kirche in der Tradition der Mutterhausdiakonie Kaiserswerther Prägung. Er vertritt Diakonie in der besonderen Form als Diakonie in Gemeinschaft. Seit 100 Jahren bildet der KWV ein Netzwerk der diakonischen Kompetenz und der christlichen Nächstenliebe. Er ermöglicht den Mitgliedern einen christlich orientierten Werteaustausch, vertritt die Mitglieder in unterschiedlichen politischen, kirchlichen und diakonischen Ebenen und unterstützt sie in ihrer Vernetzung. Der KWV verbindet ca. 70 diakonische Gemeinschaften und Werke in Deutschland.

Berlin, den 24. November 2016

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